Kroona Jargusch

Kroona Jargusch

Mittwoch, 29. Juli 2009

Studienzeit: Das Leben von der Wissenschaft

Er entschloss sich Musik zu studieren und bewarb sich 1970 an der Janacek Musikhochschule in Brno. Den Aufnahmetest für Blockflöte konnte Kroona nicht bestehen, da es ihm durch einen Lungenriss an Blaskraft fehlte. Des weiteren zerstörte er die wertvolle Morgan Blockflöte, welche im Besitz der Hochschule befand, aufgrund einer ihm bis dato nicht diagnostizierten Fehlstellung des Zahnbereiches.

Verbittert wandte er sich wieder der schreibenden Kunst zu und verfasste die Kurzgeschichten Trilogie "děvčata" (Die Mädchen). Während Teil eins "Melina" und Teil drei "Lenka" so gut wie keine Beachtung fand, konnte sich überraschend der zweite Teil "Zorka" den vierten Platz des tschechischen Kurzgeschichtentages in Pribram IX sichern.

Trotz dieses Erfolges unternahm Kroona einen weiteren Anlauf zum Studium. 1971 begann er das Studium der Sindonologie an der katholischen Universität von Hradec Kralove. Nach zehn Bibelversen und einem gregorianischen Choral schmiss er das Studium hin.

Wieder zog es ihn zur Literatur. Nach erstem erfolgreichen Lesens eines Romanes bis zum Ende beschloss er selbst einen Roman zu verfassen. Für „Pick, Pick, Pick . . . die Hühner, die ich rief“ gelang es ihm in kürzester Zeit 53 Seiten niederzuschreiben. Unzufrieden warf er diese aber anschließend in den Müll. Als Schlüsselereignis bezeichnet Jargusch diesen Versuch bis heute. Dies erklärt auch warum sein erfolgreichster Roman „Tage eines Prager Gauner“ erst mit Seite 54 beginnt.

Für ein paar Monate verdingte sich Kroona als Seifenverkäufer mit mäßigen Erfolg, da seine angepriesen Sorten „Pinienseife“ und „Lavendelseife“ aufgrund fehlender Rohstoffe lediglich gewöhnliche Kernseifen waren, deren ein eigenartiger Maisgeruch anhaftete.

Ein weiterer Versuch ein Studium zu beginnen scheiterte bereits an der Postleitzahl. So konnte Jarguschs Bewerbung aufgrund der fehlenden Postleitzahl nicht zugestellt werden und ihm wurde so ein Studium der Agrarwissenschaft verwehrt. Frustriert begann Jargusch im Herbst 1972 einen Häkelkurs an der Volkshochschule. Den Kurs erfolgreich mit dem Häkeldiplom abgeschlossen begibt sich Jargusch in die finnische Hafenstadt Haukipudas um seine neuerlangten Künste den Einwohner näher zu bringen. Offensichtlich an der Sprache scheitert dieses Experiment und Jargusch verdingt sich als köömii - Sänger und tourt mit seinem Kehlkopfgesang durch die finnischen Wälder, in der Hoffnung, dass sich die Musik als internationale Sprache durchsetzte und er so zu Ruhm komme. Jämmerlich versagend, kehrte er Anfang 1973 nach Tschechien zurück, wo er mit Hilfe eines gefälschten finnischen Passports eine Arztpraxis für alternative finnische Medizin eröffnete. Doch der Bau der Sauna, welches sein hauptsächliches Heilmittel sein sollte, wurde ihm durch die Prager Bauaufsicht verboten.

Jargusch erneuten Tiefpunkt betrank er mit reichlich Alkohol. Die Weißweinschorle wurde sein Absinth. Jargusch begann auch zu Rauchen. Er konnte sich keinen Tabak leisten und so drehte es sich Seiten aus kleinen Romanheftchen zu einer Zigarette, welches seinen Lungenriss verschlimmerte. Als finnischer Alternativmediziner verbot er sich selbst weiter zurauchen Als Gelegenheitsarbeiter brachte es sich mehr schlecht als recht durch die Monate. Ein paar mal verdingte er sich als professioneller Kurschatten. Jedoch starben die einen oder anderen Kurdamen vor Zahlung des Geldes dahin.

Als am 18.11.73 sein Stiefvater Zdenko und Tyrann seiner Familie bei besagtem Zugunglück verstarb, suchte Kroona wieder Kontakt zu seiner Mutter Zdenka. Nach anfänglichen Streitereien über das Erbe Zdenkos, öffneten die beiden eine Eisdiele am Stadtrand Prags mit dem wohlklingenden Namen „Jargusch Mutter und Sohn Eisfabrikation“. Das Melonen-Eis war ihr großer Durchbruch und war sehr beliebt bei der Prager Bevölkerung. Über die Herstellung machten beide ein großes Geheimnis. Verkaufen konnten sie das Eis aufgrund von Lieferschwierigkeiten nur in den ersten drei Juliwochen eines Jahres, bei dem sie aber den Umsatz eines ganzen Jahres erwirtschafteten. Die restliche Zeit verbrachte Zdenka, damit ihren Sohn zu bekochen. Kroona entschloss sich wieder mal ein Studium zu beginnen. Er wählte Maschinenbau in der Hoffnung in absehbarer Zukunft ein automatisierte Eismaschine bauen zu können, damit seine Mutter und er nicht mehr die drei Wochen Tag ein und Tag aus selber die Eiskugel formen müssen.

Den Aufnahmetest an der Universität Hrdlica bestand er als vorletzter. Er begann das Studium, merke aber schnell das Festigkeitslehre zwar eines seiner Steckenpferde war aber besonders Mathematik und Physik gar nicht. Frustriert schleppte er sich von Vorlesung zu Vorlesung und verfasste nebenbei die „spartanischen Verse“. Diese wurde auch in der Universitätseigenen Zeitschrift „maschinski“ abgedruckt und erstmals veröffentlicht.

Viele hämische Reaktionen heraufbeschworen floh Kroona in seine Geburtsstadt Wroczlaw um über sein Wirken nachzudenken. Hier trifft er erstmals die talentierte serbische Musikstudentin Kolinka Preskovica. Im Wroczlawer Amüsierviertel verliebt sich Kroona an Ort und Stelle in die Gelegenheitsprostituierte. Diese möchte aber keine feste Beziehung, sondern nur die Bezahlung für die dreieinhalbstündigen Liebesdienste. Wutschnaubend verlässt Kroona seine Geburtsstadt um im heimatlichen Prag drei Wochen Melonen-Eis zu verkaufen. Es war es bereits Anfang Juli 1974. Er musste hart arbeiten, denn seine Erfindung der Eismaschine blieb aus.

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